Es ist in der Tat sehr schwierig, alles was mit Islam in Verbindung gebracht wird, differenziert zu betrachten und richtig einzuordnen. Seien es irgendwelche Traditionen, wie z.B. die Beschneidung der Mädchen, Kriege oder Terrorakte: sobald sie in den so genannten islamischen Ländern geschehen, werden sie als „typisch“ islamisch dargestellt. Dass diese Vorgehensweise falsch ist, wird weiter unten deutlich werden. Hier soll nun ein Hilfsmittel für eine Differenzierung verschiedener Phänomene geliefert werden.

Islam bedeutet - „Gottergebenheit“. So ist z.B. am Eingang über der Tür verschiedener Moscheen  der Koranvers: „inna 'd-Dina  ‚ind Allahil –Islam“ in arabisch, deutsch, türkisch und englisch mit „Wahrlich, die Religion hei Allah (cc) ist Islam (Gottergebenheit)“ richtig übersetzt worden.

Ein weiterer Koranvers könnte ebenfalls als Beispiel dienen: Sprich: »Wir glauben an Allah (cc) und an das, was auf uns herabgesandt worden ist und was herabgesandt wurde zu Abraham (as) und Ismael (as) und Isaak (as) und Jakob (as) und den Nachfahren, und was gegeben wurde Moses (as) und Jesus (as) und (anderen) Propheten vom ihrem Herren. Wir machen keinen Unterschied zwischen ihnen, und Ihm ergeben wir uns (= muslimun). Und wer eine andere Glaubenslehre als Islam (Gottergebenheit) begehrt, nimmer soll sie von ihm angenommen werden, und im zukünftigen Leben soll er unter den Verlierenden sein.«[1]

In Anbetracht der Tatsache, dass nach islamischer Auffassung Tawhid[2] das wichtigste Glaubensprinzip ist, so dass von der Einheit Allahs (cc), der Einheit der Menschheit und von der Einheit in der Schöpfung die Rede ist, gewinnt „Islam“ eine Bedeutung, die mehr als die Einheit der „gottergebenen“ Menschen darstellt. Alles was existiert (also auch ein Baum, Regentropfen, der Wind usw.), praktiziert den Islam, solange es seiner Bestimmung, d.h. dem Plan Gottes folgt, was wir ohne weiteres als die von Gott eingesetzten „Naturgesetze“ bezeichnen können. Selbst Sonne und Mond praktizieren Islam. Somit ist jeder natürliche Prozess (z.B. Tag und Nacht) und jede natürliche Handlung = Islam.

Der pakistanische Gelehrte Maududi schreibt in seinem Werk „Weltanschauung und Lehen im Islam" zu der Frage „Was ist Islam?“ unter anderem: „Sogar ein Mensch, der sich weigert, an Gott zu glauben, oder ein Idol anbetet, muss gezwungenermaßen ein „Muslim“ sein, soweit es seine körperliche Existenz betrifft. Denn während seines gesamten Lebens, vom Stadium als Embryo bis zur körperlichen Auflösung nach dem Tod, folgt jede Zelle seiner Muskeln und jedes Glied seines Körpers den für sie vorgeschriebenen Gesetzen Gottes. Selbst seine Zunge, die aufgrund seiner Unwissenheit Gott verneint oder eine Vielzahl von Gottheiten preist, ist ihrer eigensten Natur nach ein Muslim.“[3]


[1] Koran: Sure (3) Aal-Imraan, Verse: 84-85

[2] Tawhid - Islamischer Monotheismus ist der Kern des Islam und bedeutet, dass absolut keiner der Anbetung würdig ist außer Allah (cc). Dies schließt jede Art einer Partnerschaft mit Ihm kompromisslos aus. Niemand oder nichts auf dieser Erde oder in den Himmeln verdient angebetet zu werden außer einzig und allein Allah (cc), der Eine und Einzige Gott.

[3] Abu-l-A'la Muududi: „Weltanschauung und Leben im Islam, Leicester 1989, S. 17

 

 
 
 
 

 

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SEIT 15.12.2003