Wir beobachten heute eine kulturelle Vielfalt unter den Muslimen, die durch historische Entwicklungen und vorislamische Traditionen beeinflusst ist. Die ersten Muslime sind bereits im 7. Jh. aus der arabischen Halbinsel heraus in nicht-islamische Länder gegangen. Dabei wurden sie von verschiedenen Motiven angetrieben. Die einen reisten, um den Islam zu verkünden, andere reisten für Handelszwecke und wieder andere - dem Ausspruch des Propheten folgend, nach Wissen zu suchen, selbst wenn es in China wäre[1] - um Wissen zu erwerben.

Der Islam ist nach Afrika und Asien hauptsächlich über die so genannten Wanderprediger (Mystiker) und Händler gelangt. Eine Ausbreitung des islamischen Glaubens durch Kriege hat es nie gegeben. Die kriegerische Ausbreitung des politischen Machtbereichs hatte niemals die „Bekehrung“ anderer zum Ziel. So haben die Muslime in vielen Ländern, in denen sie herrschten, über mehrere Jahrhunderte hinweg, als Minderheit gelebt. Die Geschichte Andalusiens ist ein Zeugnis islamischer Toleranz gegenüber Juden und Christen, die in der Menschheitsgeschichte, bis heute, seinesgleichen sucht.

Häufig werden von Nichtmuslimen, historische Vorfälle oder kulturspezifische Eigenarten eher mit „Islam“ in Verbindung gebracht, als die Lehre an sich, da diese den meisten fremd ist. Allein in der Bundesrepublik Deutschland leben heute mehr als drei Millionen Muslime aus insgesamt 42 verschiedenen Ländern. Diese Muslime brachten nicht nur unterschiedliche Eßgewohnheiten mit, sie haben auch verschiedene Sprachen und Traditionen mitgebracht. Trotz der nationalen und kulturellen Unterschiede begreifen sich aber alle als Muslime. Den Islam in der Bundesrepublik nun an den unterschiedlichen muslimischen Gesellschaften zu messen, ist in der Tat ein schwieriges, wenn nicht unmögliches Unterfangen. Viel einfacher und auch viel wichtiger ist es, diese Vielfalt unter den Muslimen, an der islamischen Lehre zu messen, die sich vor allem nach Koran und Sunnah zu richten hat.

Es darf und kann nicht alles, was z.B. aus der Türkei kommt, als „Islam“ bezeichnet werden. Genauso wenig wäre es richtig, alles was aus den USA oder aus Russland kommt, als „Christentum“ zu bezeichnen.


[1] In einer weiteren Überlieferung heißt es: „Nach Wissen zu streben, ist religiöse Pflicht für jeden Muslim!“ (Sunan ibn Madjah, Muqaddima, 17)

 

 

 
 
 

 

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SEIT 15.12.2003